Text von Sandra Ceotto, Gärtnerin auf dem Labyrinth
«Eine Welt ohne Biodiversität wäre so karg und leblos wie der Mond. Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens und unsere Lebensgrundlage. Biodiversität – die Vielfalt von Lebensräumen, Arten und Genen.»
(Quelle: SRF, Biodiversität, 15.10.20).
Letzthin habe ich die schöne Bemerkung gehört, dass Pflanzen uns den Sauerstoff zum Atmen schenken. Eigentlich weiss ich das, doch oftmals brauche ich solche Bemerkungen als Anstoss zum Nachdenken. Und mir ist klar geworden, was für ein Geschenk die Pflanzen für uns Alle sind. Wir sind alle verbunden. Und wir Alle tragen zur Vielfalt bei.
Am 20. Mai 2024 war Weltbienentag, am 22. Mai 2024 war Internationaler Tag der Biodiversität. Und am 22. September 2024 wird über die eidgenössische Volksinitiative "Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft" (Biodiversitätsinitiative) abgestummen.
Was genau ist Biodiversität für uns auf dem Labyrinthplatz?
Was tun wir, damit unser Platz Bio-Divers ist und bleibt?
Bei uns im Garten soll es bunt, vielseitig, etwas wild, aber nicht verwildert sein. Die Pflanzenwahl ist von mehrheitlich heimisch bis fremdländisch, die Blühaspekte sollen möglichst 12 Monate abdecken. Pflanzen und Tiere sollen Lebensgrundlage finden und auch sein.
Der Platz im Herzen der Stadt Zürich
Sobald ich am Donnerstagmorgen den Platz betrete, geht mein Herz auf. Ich bin berührt vom Ort und seinen Pflanzen, den Tieren, Menschen, Gerüchen, Wesen. Es gibt so vieles zum Entdecken, zum Staunen, zum Hören, Riechen, Berühren.
Mit offenem Herzen und wachen Sinnen durch das Labyrinth gehen, das ist wunderbar. Vielleicht fliegt eine Biene oder Hummel vorbei, es baden Spatzen im Teich, die Amsel setzt sich in meiner Nähe ab und schaut mich an, es riecht so herrlich nach Holunder und Rosen, oder….
…die Kindergruppe der Kita ist auf Besuch und die Kinder sind munter und freudig am Rennen, Lachen, Schauen und manchmal auch am Zupfen. Und ich denke, da fühlt sich eine Blume geehrt, wenn sie so schön ist, dass sie von einem jungen Geschöpf ausgezupft wird.
Wir Gärtnerinnen, die freiwilligen helfenden Hände, die aktiven Mitglieder*innen und viele andere Menschen sind da, um diese Oase im Herzen der Stadt zu pflegen. Sie soll einen Beitrag zur Biodiversität leisten. Unser Unterhalt auf dem Platz ist so sanft, respektvoll und bewusst wie möglich. Immer mit dem Ziel, dass sich viele Wesen wohl fühlen.
Oft fällt es mir aber schwer zu verstehen, was Biodiversität für mich und meine Arbeit bedeutet. Heisst das, Pflanzen und Tiere Sein-lassen, oder Eingreifen, oder Verändern? Bestimmte Eingriffe und Pflegemassnahmen sind nötig (aus unserer Sicht, da haben die Pflanzen selten Mitspracherecht), damit der Boden sich nicht überall bedecken kann. Und das ist oft gegen die Natur. Nicht jedes Tier ist gleich willkommen auf dem Platz. Wir Menschen bestimmen, wer, wo, wie üppig, wachsen oder sein darf.
Manchmal hätte ich gerne mehr Wildheit im Garten. Mehr Raum auf dem Platz für Spontanvegetation, Asthaufen, Zu-lassen, Experimentieren. Einfach mehr Fläche.
Aber vermutlich ist es genau so richtig, wie es ist. Und ich bin dankbar, dass ich im Labyrinthgarten-Team als Gärtnerin mitwirken kann.
Danke auch der Stadt Zürich, welche dieses wunderbare Projekt ermöglicht hat.
Danke allen Frauen, welche sich in den Anfangszeiten und bis heute für den Platz einsetzen.
Ich freue mich, wenn sich weiterhin viele Menschen und Wesen mit offenem Herzen auf dem Labyrinthplatz begegnen und sich einen Moment lang verzaubern lassen von der Biodiversität.
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